Der Garten
"Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten."
Rabindranath Tagore
Unser Garten wurde aus Lust und Freude am Gärtnern angelegt. Ursprünglich darauf ausgerichtet, den Menüplan zu den gekauften Nahrungsmitteln hinzu mit eigenem Salat und anderem Gemüse zu bereichern, entwickelte er sich mit den Jahren mehr und mehr zum Selbstversorgergarten. Dies einerseits, weil die Begeisterung für die Gartenarbeit kontinuierlich zunahm, andererseits aber auch, weil die Qualität des selbstgezogenen Gemüses die der eingekauften Ware aus dem Supermarkt um Längen überragte. Dies machte sich nicht zuletzt im Essverhalten der Kinder bemerkbar: während sie gekauften Rosenkohl konsequent und nasenrümpfend links liegen liessen, verspeisten sie den selbstgezogenen mit Hochgenuss. Aber auch an uns Erwachsenen ging der Unterschied nicht unbemerkt vorüber: Wer einmal eine selbstgezogene Tomate mit einer hors-sol-produzierten verglich, weiss, wovon wir reden.
Die Gartenfläche und das Wissen über Kompostzubereitung, Pflanzenjauchen, Setzlingsaufzucht und Gemüsesorten mehrte sich, und damit nahm auch das Interesse an Themen zu, die damit zusammenhängen, aber doch darüberhinausgehen. Was sind F1-Hybriden? Weshalb verschwinden immer mehr Kulturpflanzen? Woher kommt das Saatgut, das wir in Samentüten im Supermarkt kaufen? Weshalb sehen dort alle Tomaten gleich aus und wieso schmecken sie nach nichts? Was haben die Saatgutmultis damit zu tun? Das Bedürfnis entstand, nur noch möglichst regional produziertes Saatgut in Bio-Qualität zu verwenden, althergebrachte Kulturpflanzensorten zu bevorzugen und einen Teil des Saatgutes auch selbst herzustellen. Dies führte uns zur Stiftung pro specie rara, die es sich zum Ziel macht, alte Kulturpflanzensorten und Nutztierrassen zu erhalten, und wo wir als Sortenbetreuer aktiv sind. Diejenigen Sorten in unserem Garten, welche auf der pro specie rara-Liste für erhaltenswerte Kulturpflanzen stehen, sind auf dieser Website mit dem pro specie rara-Signet gekennzeichnet.
Nach einem Grundkurs in Samenbau begannen wir mit der Herstellung von Saatgut für den Eigengebrauch. Bald mussten wir feststellen, dass man, möchte man qualitativ gutes Saatgut herstellen, eine gewisse Mindestanzahl von Pflanzen benötigt, von denen man Samen gewinnt. So entstand bald viel mehr Saatgut, als wir für den Eigengebrauch benötigen und wir begannen, Samen an interessierte Personen weiterzugeben.
Auf all unseren Anbauflächen verwenden wir keinerlei synthetische Düngemittel und selbstverständlich auch keine Pestizide. Wir düngen mit Kompost, der mit dem Mist der eigenen Hühner angereichert ist, und ab und zu auch ein paar eingesammelte Kuhfladen der Nachbarskühe enthält. Auch Pflanzenjauche, vor allem Brennesseljauche, kommt zum Einsatz, und gegossen wird nur wenn es unbedingt nötig ist - und dann möglichst ausschliesslich mit Regenwasser. Auch sind wir mehr und mehr von den Vorteilen des Mulchens überzeugt, vor allem, seit wir über einen ziemlich gut funktionierenden Schneckenzaun verfügen und die Biester nicht immer wieder unter dem Mulch hervorklauben müssen.
Und das Wichtigste: Die Freude am Garten und die Faszination für die Vielfalt der Kulturpflanzen sind ungebrochen!