Stellaria media
Vogel-Sternmiere, gewöhnliche Vogelmiere
Dass diese unscheinbare Pflanze unserer Website ihren Namen geliehen hat, hat seinen besonderen Grund: Obwohl wir uns hier vor allem mit von Menschen durch jahrhunderte-, wenn nicht sogar jahrtausendelanger Auslese geformten Kulturpflanzen beschäftigen, möchten wir die Wildkräuter nicht vergessen. Also diejenigen Pflanzen, die wir als "Unkraut", oder ein bisschen freundlicher als "Ackerbegleitflora" bezeichnen, die uns im Garten meist eher lästig sind und von denen wir oft nicht einmal die Namen kennen, obwohl sie im Gefüge der Natur einen wichtigen Platz einnehmen und den Menschen als Archäophyten oft schon seit der Steinzeit begleiten.
Die Vogelmiere oder Vogel-Sternmiere ist ein solches Kraut. Sie ist eine Vertreterin der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) und ist in gemässigten Breiten weltweit verbreitet. In unserem Garten ist sie allgegenwärtig - und wird von uns sehr geschätzt. Im Sommer bedeckt sie den Boden rasch mit einem dichten Netzwerk von Stengeln und Blättern, das die Erde beschattet und vor dem Austrockenen schützt, also wie eine lebende Mulchschicht wirkt. Auch im Winter übernimmt sie diese Mulchfunktion - ja, auch im Winter wächst und blüht sie! - und schützt den Boden vor Auswaschung und Erosion. Sie lässt sich leicht jäten und hinterlässt einen mürben Boden, und ausserdem zeigt sie uns als unfehlbare und sich selbst aussäende Stickstoffanzeigerin an, wo der Boden am fruchtbarsten ist.
Unsere Hühner sind, vor allem in den Wintermonaten, ganz wild auf die Vogelmiere. Wir reissen sie büschelweise aus und geben sie ihnen zu fressen. Der Hahn weiss sich die Gunst seiner Lieblingshenne zu sichern, indem er ihr einen Stengel Vogelmiere anbietet, den sie ihm begierig aus dem Schnabel reisst.
Auch wir selbst essen sie. Die zarten Blätter und Stengel sind im Salat sehr schmackhaft, und ausserdem ist die Vogel-Sternmiere überaus reich an Vitamin C (50g der rohen Pflanze decken den Vitamin C-Tagesbedarf eines Erwachsenen). Weil sie auch im Winter wächst, bereichert sie die Küche zu einer Zeit, wo im Garten wenig anderes gedeiht. Da sie aber auch Saponine enthält, sollte man mit der Dosis nicht übertreiben - Durchfall kann die Folge sein.
In der Naturheilkunde wird die Vogelmiere vor allem äusserlich in Form von Salbe, Presssaft oder Umschlag als juckreizlinderndes Mittel bei Ekzemen und Nesselfieber eingesetzt. Auch hilft ein Bad mit einem Zusatz von Vogelmiereaufguss bei rheumatischen Schmerzen. Innerlich als Tee getrunken hilft sie bei Bronchialerkrankungen.
Und ausserdem ist sie einfach wunderschön! Ihre Blüten sind zwar ausserordentlich klein - aber schauen Sie sie sich einmal genau an! Mit ihren herzförmigen Blütenblättern, den violetten Staubbeuteln und dem dreiteiligen Stempel macht die Vogel-Sternmiere jeder hochgezüchteten Rose Konkurrenz!